Sonntagsjournal der Zevener Zeitung vom 27.01.2019
BRAUEL. Wer denkt schon an die Entwässerung der Kulturlandschaft, wenn Gräben austrocknen, Flüsse wegen Niedrigwassers nicht schiffbar sind und infolge monatelanger Dürre zumindest im Norden der Republik herbe Ernteverluste hingenommen werden müssen? Die Landvolk-Senioren schon, denn sie haben noch den sehr nassen Sommer des Vorjahres vor Augen und wissen aus Erfahrung, dass Dürresommer hoffentlich auch künftig eher die Ausnahme sein werden.
Zum Thema „Die Oste – unsere
Heimat im Wandel der
Zeit“ begrüßte Vorsitzender
Heiner Ehlen den Entwässerungsfachmann
Wilhelm
Meyer, Wasserwirtschaftsingenieur
und seit 1997 Geschäftsführer
des Gewässer-
Unterhaltungsverbandes Nr.
19 Obere Oste.
Der Unterhaltungsverband
Obere Oste, so seine allgemeine
Bezeichnung, besteht
seit mehr als 50 Jahren. Seine
Gründung folgte der Verpflichtung
aus dem Niedersächsischen
Wassergesetz
von 1960. Flächendeckend
wurden seinerzeit solche
Verbände im Lande errichtet.
Sie sind seitdem für die
Unterhaltung – demnach
auch für die Räumung – der
„Gewässer II. Ordnung“ zuständig.
Denn ohne permanente
Entwässerung gäbe es
hierzulande keinen geordneten
Lebensraum für Menschen,
Tiere und Pflanzen.
Im Gebiet des Unterhaltungsverbandes
(UHV) Obere
Oste mit einem Einzugsgebiet
von rund 93 000 Hektar
überwiegt für 91 000 Hektar
die so genannte gemeindliche
Mitgliedschaft, bei der
die Gemeinde und nicht der
einzelne Grundeigentümer
Mitglied im UHV ist. Bei
Gründung des Verbandes
betrug der Beitrag 2,00 DM
je Hektar, heute hat das Mitglied
5,69 Euro je Hektar zu
entrichten.
Bei der Gründung des
Verbandes im Jahre 1965
stand der damalige Oberkreisdirektor
des Landkreises
Bremervörde, Dr. Johannes
zum Felde, Pate. Zum
Gründungsvorsitzenden
wählte die Gründungsversammlung
den Wohnster
Landwirt Johann Klindworth,
der zugleich Landtagsabgeordneter
und auch
Bürgermeister seiner Gemeinde
war.
Er blieb bis 1975 im Amt
und wurde vom „nächsten“
Johann Klindwort, Landwirt
und Bürgermeister in Offensen,
abgelöst. Seit dem Jahr
2001 hat der derzeitige Vorsitzende
Angelus Pape aus
Granstedt das Amt inne. Die
Geschäftsführung
des
Verbandes
lag für viele
Jahre in Händen
von Bediensteten
des Wasserwirtschaftsamtes
Bremervörde.
Herbert
Lührs übte
bis zu seiner
Pensionierung
im Jahr
1990 diese
Tätigkeit aus.
Mit Verlegung
der Geschäftsstelle von
Bremervörde nach Zeven im
Jahr 2002 konnte der Verband
noch effektiver wirken,
weil nun der Sitz mitten im
Verbandsgebiet angesiedelt
war.
In heutiger Zeit ist bei der
Unterhaltung der Gewässer
in hohem Maße auf Belange
des Landschafts- und Naturschutzes
Rücksicht zu nehmen.
Neben dem Erscheinungsbild
der Baumaßnahmen
richtet der Verband sein
besonderes Augenmerk auf
die Fischwelt. So dient unter
anderem die Schaffung von
Sohlgleiten den Fischen und
auch Kleinlebewesen in besonderer
Weise. Überhaupt
seien die ökologischen Anforderungen
zentraler Anspruch
heutiger Unterhaltungsverbände
bei deren Arbeit,
so der Wasserbaufachmann.
Dabei seien heutzutage
87 geschützte Tier- und
Pflanzenarten bei jeder
Räum- und Ausbaumaßnahme
zu berücksichtigen.
Die Oste als Namensgeber
ist der zentrale Vorfluter im
Verbandsgebiet. Anlässlich
des 50-jährigen Bestehens
des Verbandes im Jahr 2015
wurde vom Hubschrauber
aus ein eindrucksvoller Film
gemacht, der den heute noch
naturnahen Fluss von seiner
Quelle bis hin nach Bremervörde
zeigt.
Diesen interessanten Streifen
stellte der Referent seinen
Gastgebern vor. Die
Luftaufnahmen waren für
die Zuschauer ein besonderes
Erlebnis, weil kaum einer
vorher seine Heimat so eindrucksvoll
aus der Luft gesehen
hatte. Mit Worten des
Dankes und ein wenig „Reiseproviant“
in seinen Händen
entließ Heiner Ehlen
schließlich den Gast der
Landvolk-Senioren. (SJ)
Die Zuschauer waren sehr begeistert über den Film.
FOTOS: MESCHKE
Vorsitzender der Landvolk-Senioren, Heiner Ehlen,
begrüßte den Entwässerungsfachmann Wilhelm
Meyer.