Hans-Heinrich Ehlen

ehem. MdL & Landesminister a.D.

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Bremervörder Zeitung vom 06.10.2017

Immer eine gerade Furche

„Heiner“ Ehlen und Mechthild Ross-Luttmann blicken auf ihre Zeit als Landtagsabgeordnete zurück

Von Rainer Klöfkorn

MULMSHORN. Ein bisschen Wehmut, aber auch Vorfreude auf einen nicht mehr so ganz gefüllten Terminkalender: Mit diesen Gefühlen verabschiedeten sich gestern in Mulmshorn die beiden CDU-Landtagsmitglieder aus dem Landkreis Rotenburg, Hans- Heinrich „Heiner“ Ehlen und Mechthild Ross-Luttmann, im letzten Pressegespräch. Beide können zufrieden und auch ein bisschen stolz auf ihre langjährige parlamentarische Tätigkeit sein. Nur wenigen Politikern ist es schließlich vergönnt, in ihrer Laufbahn als Minister Mitglied einer Landesregierung zu sein.

„Wir sind gemeinsam durch Freud‘ und Leid gegangen“, verwies Ehlen gleich zu Beginn auf das gute Verhältnis zwischen den beiden Christdemokraten. Ross- Luttmann stand von 2005 bis 2010 an der Spitze des Sozialministeriums, Ehlen leitete sogar sieben Jahre (2003 bis 2010) das Agrarministerium.
Als er 1994 Kandidat der CDU im Wahlkreis Bremervörde wurde, musste er erst einmal in die Partei eintreten. „Ich bin geschubst worden, habe mich aber auch schubsen lassen“, erinnerte sich der 68-Jährige, damals Landvolkvorsitzender in Zeven. Die ersten Jahre seien nicht einfach gewesen: Die Arbeit auf dem Hof in Kalbe musste erst einmal neu organisiert werden.
Mechthild Ross-Luttmann war vor ihrer Zeit als Abgeordnete Dezernentin der Rotenburger Kreisverwaltung. Dabei habe sie die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen mit berechtigten Anliegen an von Gesetzen festgelegte Grenzen gestoßen seien. Die 58-Jährige zog Konsequenzen: „Das wollte ich als Abgeordnete ändern.“ Gleich im ersten Anlauf 2003 gewann sie den Wahlkreis direkt. Später wiederholte sie diesen Erfolg zwei Mal, Ehlen gewann das Direktmandat fünf Mal.
Seine Erfahrungen als Landwirt und Praktiker hätten ihm als Politiker immer geholfen. Er habe versucht, immer „klare Kante“ (Ehlen) zu zeigen. Dazu habe auch gehört, Fehler einzuräumen: „Diesen Schneid muss man haben. Alles andere ist falscher Stolz, der nur schadet.“
2003 wurden beide von Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) zu Ministern berufen. Ehlen kümmerte sich im Agrarministerium um den ländlichen Raum, Ross-Luttmann führte das Sozialministerium. Die CDU führte Jahren der Opposition wieder die Regierung an. In dieser Rolle habe sie gleich heiße Eisen angepackt. Dazu gehörte vor allem die Auflösung der Bezirksregierung. „Keiner hat geglaubt, dass wir das wirklich umsetzen würden“, sagt Ross-Luttmann. „Wenn es eine falsche Entscheidung gewesen wäre, hätte es einen Proteststurm im Land gegeben“. Doch der sei ausgeblieben.
Noch heute schwärmen beide von der Aufbruchstimmung und dem Wir-Gefühl bei der Regierungsübernahme. Zuspruch hätten beide auch erfahren, als sie schwer erkrankten und zeitweise ihre Ministerämter nicht ausüben konnten. „Da hat sich gezeigt, dass das C in unserer Partei eine Rolle spielt“, so Ehlen. Briefe und kleine Geschenke, die sie während dieser Zeit erhielt und von denen sie sich nie trennen würde, erinnerten sie an diese Zeit, sagt Ross-Luttmann.
Auch in der Nach-Ministerzeit blieben sie politisch aktiv. Ross- Luttmann gehörte bis zuletzt dem Fraktionsvorstand der CDU an, Ehlen hilft mit seinen vielen Kontakten, die er sich als Minister aufbaute, bei vielen Gelegenheiten und bleibt ein gefragter Ansprechpartner. Als er sich 1994 entschieden habe, in die Politik zu gehen, hätten ihn darin Familie, CDU und der landwirtschaftliche Berufsstand unterstützt. „Das war all die Jahre immer meine Basis, ihr fühle ich mich auch heute noch verpflichtet.“
Auf die Frage, was in seiner politischen Zeit hätte besser laufen können, fällt Ehlen spontan die Küstenautobahn ein: „Ich hätte mir gewünscht, dass sie schon weiter ist.“ Ansonsten seien die Kernthemen abgearbeitet. Oft auch mit Unterstützung von Kollegen anderer Parteien. „Ich habe nie viel von Parteiengezänk gehalten.“
Während der letzten Landtagssitzung hat Ross-Luttmann den Wunsch geäußert, dass die Debattenkultur nicht leide und auch der Achtung und Respekt untereinander. Jetzt freue sie sich auf den 24. Oktober, wenn der neue Plenarsaal in Hannover eingeweiht wird und sie noch einmal im Plenum Platz nehmen könne. Danach werde sie sich vor allem ihren Ehrenämtern widmen. Ross-Luttmann: „Der Abschied ist mir nicht leicht gefallen, aber der Zeitpunkt ist richtig.“
Ehlen lächelt, wenn er an seine letzte Landtagsrede denkt. Er habe sie in Plattdeutsch gehalten, sich für die gute Zusammenarbeit bedankt und hinzugefügt: „Wenn mal jemand zwischen Hamburg und Bremen unterwegs ist und er sieht im Raum Sittensen eine gerade Furche auf einem Acker – das bin ich gewesen.“
Einige Kollegen hätten verstanden, dass er damit seine politische Laufbahn auf einen kurzen Nenner bringen wollte. Wenn es für Ehlen künftig darum geht, in der Praxis eine gerade Furche zu ziehen, hat er schon einen Assistenten an Bord seines Trecker: Sein fünfjähriger Enkel habe angeboten, ihn mit den technischen Neuerungen der vergangenen 25 Jahre vertraut zu machen.


Verabschieden sich nach insgesamt fast 40 Jahren parlamentarischer Tätigkeit aus dem niedersächsischen Landtag: die beiden CDU-Abgeordneten Hans-Heinrich Ehlen und Mechthild Ross-Luttmann.
( Foto: Klöfkorn)

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