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Zevener Zeitung vom 09. Februar 2008

Bildung, Erziehung und Elsdorf im Fokus

Offene Gesprächsrunde mit niedersächsischem Minister im Hotel Central

Zeven (ZZ/ak). „Subventionstourismus“, Solidargemeinschaft und Schuldenstand, Bildung und Erziehung, Mittelstand oder Großkonzern an der zukünftigen Autobahnabfahrt Elsdorf, dreigliedriges Schulsystem, ja oder nein? Viele Themen bewegten die Teilnehmer einer offenen Gesprächsrunde mit Landwirtschaftsminister Heiner Ehlen.

Es ist beeindruckend, dass Heeslingens Firma Puschert und Kruse mittlerweile schon 17 Leute beschäftigt; da zeigt sich einmal mehr, was kurze Wege – in diesem Fall zur Fricke-Gruppe – enge Zusammenarbeit und Flexibilität ausmachen“, meinte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen, als er die Eindrücke einer kleinen Rundreise mit Unternehmensbesuchen der näheren Umgebung im Hotel Central resümierte.
„In der Nähe großer Betriebe siedeln sich oft Betriebe an, die zu ihnen passen“, kam bestätigend aus der Runde, hinzugefügt wurde: „...und in der Nähe von Autobahnen.“ Logistik, so der übereinstimmende Tenor der Anwesenden, sei in der heutigen Zeit einer wichtigsten Standortfaktoren überhaupt, und insbesondere die Ost-West-Verbindung, die Strecke Rotterdam-Moskau, biete enormes Erfolgspotential. Dabei werde im Speziellen das zukünftig direkt angebundene Elsdorf mittelständisch bleiben, die Ansiedlung eines Großkonzerns sei weder geplant noch gewünscht.
Ebenfalls einigen Gesprächsbedarf gab es beim Thema Bildung und Erziehung. So genannte Kopfnoten mit kurzen Kernaussagen zum Sozialverhalten des jeweilige Schülers – Fluch, Segen oder einfach schlichtweg unwichtig? Die Meinungen gingen auseinander. Während die einen ihre objektive Aussagefähigkeit anzweifelten, fanden andere allein die Signalwirkung, dass ein gutes menschliches Verhalten genauso wichtig wie letztlich die Noten für eine Gesamtbeurteilung sei, doch bedeutsam, weil möglicherweise motivationssteigernd.
An die Diskussion schloss sich eine weitere zur Thematik des dreigliedrigen Schulsystems an. Wir sollten uns gar nicht so sehr mit Konzepten beschäftigen, sondern in erster Linie dafür kämpfen, dass Schulstandorte und kurze Schulwege erhalten bleiben“, so Ehlen. Unterstützung erhielt er ( „Richtig, die Schüler und nicht der Parteienkampf um Konzepte sollte im Vordergrund stehen“) ebenso wie Gegenwind („Mittelfristig wird das dreigliedrige System sich schlichtweg nicht halten können“). Einigkeit herrschte in einem Punkt: „Eine Rückbesinnung auf alte Tugenden wie selbständiges eigenverantwortliches Handeln ist dringend notwendig.“
Hinsichtlich der angestrebten Haushaltskonsolidierung stellte sich Ehlen klar auf die Seite der Landesregierung und deren „knallharten Kurs“. Wenn alle wirklich gemeinsam Willens seien, weiter mitzumachen, „dann werden einige von uns Niedersachsen noch schuldenfrei erleben“, prognostizierte Ehlen, und er unterstrich: „Wenn ich allein den Tag erlebe, dass die Schuldenuhr erstmals wieder rückwärts läuft, knallen Sektkorken.“
Vermeintlich erlebten Subventionstourismus“ à la Nokia in Bochum verurteilten alle Anwesenden und unterstrichen, dass entsprechende unter Auflagen vergebene Gelder gerade hinsichtlich zu erwartender totaler EU-Freizügigkeit ab 2009 wenig Aussicht auf langfristigen Erfolg hätten. „Wir sollten stattdessen die Mittel lieber in Infrastrukturen und andere für Unternehmen reizvolle Standortfaktoren stecken“, so die Idee. Nach Hause gingen alle Gesprächsrundenteilnehmer mit der Frage: Was kann und will sich die Solidargemeinschaft leisten? Was ist normal und notwendig?


Parteifreunde im Gespräch – Heiner Ehlen stellte sich den Fragen der Mittelständler
Foto: Christiane Meyerdierks

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