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Bremervörder Zeitung vom 22.12.2014

Weihnachtspost für Minister Meyer

LROP: Landvolk gibt Landtagsabgeordneten Hans-Heinrich Ehlen rund 100 Stellungnahmen mit auf den Weg nach Hannover

von Thomas Schmidt

BREMERVÖRDE. Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bekommt heute eine ganz besondere Weihnachtspost aus Bremervörde. Das Landvolk hat dem CDU-Landtagsabgeordneten Hans-Heinrich Ehlen nach Hannover einen dicken Leitz-Ordner mit rund 100 Stellungnahmen von Landwirten aus dem Nordkreis mitgegeben, die vom neu aufzustellenden Landesraumordnungsprogramm (LROP) betroffen sind.

„Jeder Hof ist auf sehr individuelle Weise betroffen – vom Vorranggebiet Torferhalt und Moorentwicklung, von der A 20-Planung oder gleich von beiden Projekten“,    machen Geschäftsführer Dr. Hartmut Schröder sowie Vorsitzender Heinz Korte deutlich und hoffen, dass die Stellungnahme ihres Verbandes und ihrer Mitglieder im LROP-Verfahren Berücksichtigung finden.
Korte und Schröder hoffen auf eine sorgfältige Prüfung im Haus des Grünen-Landwirtschaftsministers Christian Meyer, der erst kürzlich bei seinem Besuch in Augustendorf heftigen Gegenwind von 1 500 Landwirten aus der Region bekommen hat. „Für die Landwirtschaft in unserem Verbandsgebiet und die landwirtschaftlichen Familienbetriebe sehen wir insbesondere durch die Vorranggebiete für Torferhalt und Moorentwicklung und die Zielsetzungen für diese Gebiete das Potential, die Existenzen von über 100 landwirtschaftlichen Familienbetrieben allein in unserem Verbandsgebiet zu gefährden.“ Das in der Verordnung dargestellte Ziel  der Moorentwicklung durch Vernässung und  Entwicklung in einen möglichst naturnahen Zustand bedeutet nach Einschätzung der Verbandsvertreter „langfristig den vollständigen Verlust der Flächen für die Landwirtschaft“.  Die wirtschaftlichen Folgen wären in unserer Region immens, fürchtet das Landvolk in seiner Stellungnahme, die mit einer neuen Datenerhebung unterfüttert wurde (siehe Zusatzinfo unten).
Bei einer durchschnittlichen Milcherzeugung von über 10000 kg Milch pro Jahr werde mit der Planung zur Wiedervernässung langfristig eine Wertschöpfung von rund     4000 €/Hektar und Jahr vernichtet, kritisiert das Landvolk mit Blick auf den Entwurf, zu dem auch der Kreistag eine ergänzende Stellungnahme abgegeben hat (Siehe auch nachstehenden Artikel).  Dies habe gravierende Folgen für die landwirtschaftlichen Familienbetriebe, aber auch für den gesamten ländlichen Raum. Für den vor- und nachgelagerten Bereich bedeute  das ebenfalls Umsatzrückgang, heißt es in der Stellungnahme, die Landvolk-Vorsitzender und Geschäftsführer Dr. Hartmut Schröder am Freitag unterschrieben haben. „Die ländliche Bevölkerung erleidet gravierende Kaufkraftverluste (Verlust an Pachteinnahmen, Einkommensverluste, Verlust von Arbeitsplätzen). Wir fordern eine genaue Folgenabschätzung der volkswirtschaftlichen Effekte auf den ländlichen Raum“ heißt es wörtlich in dem Landvolkpapier.
Auch wenn Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) in seinen jüngsten Verlautbarungen signalisiert hat, die Existenzen von Landwirten in der Region nicht zu gefährden, ist das Landvolk nach wie vor in großer Sorge. „Nach derzeitigem Kenntnisstand muss davon ausgegangen werden, dass diese Flächen nach einer Wiedervernässung für die Erzeugung von Futter für die Milchviehhaltung nicht mehr geeignet sein werden. Daher besteht aus unserer Sicht die Gefahr, dass diesen Betrieben die Flächenbasis für den landwirtschaftlichen Betrieb entzogen wird. Wir fordern in diesem Zusammenhang eine landwirtschaftliche  Betroffenheitsanalyse und die Erstellung von Existenzgefährdungsgutachten nach dem Vorbild anderer öffentlicher Großprojekte (wie zum Beispiel Autobahnbau)“ heißt es in der Stellungnahme der Landwirteinteressenvertretung. „Mehrere Betriebe, die bereits durch die Autobahnplanung A 20 bei Bremervörde als existenzgefährdet eingestuft wurden, sind nun darüber hinaus massiv von den Vorranggebieten zum Torferhalt und Moorentwicklung betroffen“, heißt es in der Stellungnahme wörtlich, die der ehemalige Landwirtschaftsminister Ehlen heute im Hause seines Nachfolgers abgeben will. Mit Blick auf die Entbehrungen der ersten Siedler in den Moordörfern sei er davon überzeugt, dass Landwirtschaft auch weiterhin dort eine Zukunft habe, wo die heutige Generation wirtschaftet, sagte er bei der Entgegennahme der Stellungnahmen aus der Hand von Korte.


Prall gefüllt mit den Stellungnahmen der betroffenen Landwirte: Landvolk-Vorsitzender Heinz Korte (links) mit Landvolk-Geschäftsführer Dr. Hartmut Schröder (rechts)  überlassen nichts dem Zufall und gaben am Freitagnachmittag dem CDU-Landtagsabgeordneten Hans-Heinrich Ehlen den Ordner mit auf den Weg nach Hannover.


Heinz Korte (rechts) unterschreibt die Stellungnahme des Landvolks.
Fotos: Schmidt

Datenerhebung:

60 Betriebe beteiligen sich an Umfrage

Mit einer Datenerhebung über die landwirtschaftliche Nutzung von Moorflächen im Gnarrenburger Moor und weitere betriebliche Informationen der Landwirtschaft in den Moordörfern hat das Landvolk vor dem Hintergrund der LROP-Planung die besondere Lage der Betriebe und ihre Bedeutung für die Moordörfer aufgezeigt – auch um die Bedeutung der Landwirtschaft für die Region zu untermauern. Befragt wurden landwirtschaftliche Betriebe ab zehn Hektar in den „typischen Moordörfern“. 60 Betriebe nahmen teil.

Ergebnis:

Durchschnittliche Fläche:
Rund 55 Hektar, davon 46 Hektar Moorboden (aber 35 Betriebe haben ausschließlich Moorboden), Flächennutzung der Moorböden. Rund 80 Prozent Grünland; 20 Prozent Acker (davon etwa zehn Prozent Moorkartoffeln).

Schwerpunkt der Grünlandnutzung ist die Milchviehhaltung:
38 Milchviehhalter (von 60) mit durchschnittlich 70 Milchkühe und einer
durchschnittlicher Milchleistung von 8 400 Kilogramm Milch pro Kuh.

Arbeitskräfte:
53 Betriebe machten Angaben zu den Arbeitskräften. Insgesamt
werden 128 Familienarbeitskräfte und 20 Fremdarbeitskräfte beschäftigt.

Investitionen in bauliche Anlagen in den letzten zehn Jahren:
7,7 Millionen Euro (163 000 Euro pro Betrieb).

Sonstige betriebliche Investitionen in den vergangenen zehn Jahren:
5,6 Millionen Euro (120 000 Euro pro Betrieb).

Geplant sind in den nächsten fünf Jahren Investitionen in Höhe von rund 6,8 Millionen Euro (145 000 Euro pro Betrieb).

 

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