Aktuelles aus der Region

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Kolumne in der Bremervörder Zeitung am 04.10.2014

Moorschutzprogramm gegen die Bevölkerung?

Liebe Leserinnen und Leser,

1986 hat der damalige Ministerpräsident von Niedersachsen, Ernst Albrecht, ein zukunftsweisendes Moorschutzprogramm auf den Weg gebracht. Im Zuge dessen haben sich unsere Dörfer und Moorsiedlungen weiterentwickelt, viele Menschen haben in der Moorregion ihren Lebensmittelpunkt begründet und leben dort  zufrieden. Mittelständische Betriebe und die Landwirtschaft sind fest verankert und sichern etlichen Menschen das Einkommen. Hinzu kommt, dass die abwechslungsreiche Natur- und Kulturlandschaft zahlreiche Besucher aus den benachbarten größeren Städten in diese Region lockt.

Der über viele Jahre prägende industrielle Torfabbau spielt indes längst nicht mehr die prägende wirtschaftliche Rolle wie damals in der Gründerzeit. Die Pläne der Landesregierung, künftig mit großflächigen Wiedervernässungsprojekten diese von uns Menschen geprägte Landschaft  grundlegend zu verändern, stoßen vielfach auf großes Unverständnis. Wenn wir an diesem Wochenende das Erntedankfest feiern, fragt sich so manch betroffener Landwirt in den Moorgebieten, ob es bald das letzte Erntedankfest ist, das gefeiert werden kann.  Wenn grüne Wiesen abgetorft und anschließend unter Wasser gesetzt werden, geht nicht nur die Parklandschaft der Moorregion verloren, auch eine landwirtschaftliche Nutzung ist nicht mehr möglich. Landwirte befürchten nicht nur, dass ihnen die Lebensgrundlage genommen werden könnte, sondern auch dass die Maßnahmen der Landesregierung gar in Richtung Enteignung oder Wertminderung gehen. Dann würde sich die Spirale immer weiter drehen: Investitionen in Baumaßnahmen für Tierhaltung und Wirtschaft  werden abrupt gestoppt, Unternehmer resignieren oder wandern ab.
In der Vergangenheit hat man bei der Wiedervernässung ehemals trockengelegter Moore in der Region Weser-Ems bedenkliche Entwicklungen beobachtet. Die Wirtschaftskraft und das Steueraufkommen gehen gen null, junge Bewohner  suchen ihre Zukunft anderen Ortes.  Bausubstanz verfällt Landschaft verödet, Gäste bleiben aus. Unerträgliche Mücken und Insektenschwärme machen den Aufenthalt im Freien unerträglich. Selbst die ältere Bevölkerung hegt Abwanderungsgedanken. Das möchte niemand.

Ich finde es gut, dass wir die „Bürgerinitiative zum Erhalt unserer Moore und für die Zukunft unserer Dörfer“  haben. Die Bürgerinitiative setzt sich dafür ein, das bisherige Vorranggebiet Torfabbau im Gnarrenburger Moor ersatzlos zu streichen und stattdessen ein alternatives Zukunftskonzept für die Region zu entwickeln. Beim Erntedankfest sollten wir nicht vergessen, dass fast eine Milliarde Menschen in der Welt hungern müssen. Ist es da der richtige Weg, fruchtbares Land aus ideologischen Gründen preis zu geben?
Bei dem Programm „Niedersächsische Moorlandschaften“  sind am Ende unsere Moorregionen menschenleer. Es kann nicht sein, dass der Moorschutz auf Kosten der Familienbetriebe geht.

 Ihr Heiner Ehlen

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