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Kolumne in der Bremervörder Zeitung am 19.04.2014

Mehr Flexibilität statt starre Richtlinien

Liebe Leserinnen und Leser,

wer auf dem Land lebt, der tut dies aus Überzeugung. Der schätzt das intakte Dorfleben, die gemeinsamen Aktivitäten im Verein und den Klönschnack über’n Gartenzaun. Auch wenn Großstädte boomen  – es gibt dennoch viele Menschen, die es an die Orte ihrer Kindheit zurückzieht.  Vielleicht haben Sie selbst einige Jahre in einer Stadt gewohnt oder aber ihre Kinder in einer Großstadt gearbeitet oder studiert. Die gewonnene Lebenserfahrung mag niemand missen, aber spätestens wenn das Thema Familiengründung ansteht, zieht es viele junge Menschen zurück aufs Land.
Leider ist es in unserem Landkreis nicht jedem vergönnt, die eigenen vier Wände im Grünen zu errichten. Die sogenannte Geruchs-Immissionsrichtlinie macht einigen potenziellen Bauherren einen Strich durch die Rechnung. Die Erteilung von Baugenehmigungen für einen Neubau oder die Umwidmung von Altgebäuden zu Wohnraum  in Gemeinde- oder Ortskernen ist vielfach nicht mehr möglich. Die Immissionsrichtlinie errechnet die zu erwartenden Geruchsbeeinträchtigungen, die von einer bestehenden landwirtschaftlichen Tierhaltung ausgehen können. Dieses Bauausschlusskriterium stößt bei den jungen Familien, die auf dem Dorf aufgewachsen sind, auf Unverständnis.
Denn wer auf dem Land aufgewachsen ist, der kennt das Dorfleben. Es ist nur logisch, dass es  in Gemeinden, in denen landwirtschaftliche  bäuerliche Tierhaltung betrieben wird, auch mal „stinken kann und darf“.  Darüber regt sich kein Dörfler auf.  Jedoch über die starre Richtlinie, die junge Menschen quasi aus dem Dorf in den nächstgrößeren Ort zwingt, weil sie keine Baugenehmigung bekommen.
Dabei haben viele Gemeinden mit den Auswirkungen des demografischen Wandels zu kämpfen. Sie sind bereits heute in den unterschiedlichsten Lebensbereichen spürbar: Schulen und Geschäfte schließen, Feuerwehren und Vereine haben Nachwuchssorgen. Um dem entgegenzuwirken, wäre bei der Geruchs-Immissionsrichtlinie mehr Flexibilität angebracht. Die  derzeitige Regelung verhindert Einzelbauanträge, Baugebiete und Entwicklungspläne zur Flächennutzung.
Ich finde, dass Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt auf dem Land behalten möchten, auch die Möglichkeit dazu haben sollen. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass nach einer genauen Analyse  auf regionaler Fachebene, mit der Kreisverwaltung und dem örtlichen Bauamt, nach Lösungsmöglichkeiten gesucht wird. Ziel muss es sein, ein Miteinander von Wohnbebauung und  bäuerlicher Tierhaltung zu ermöglichen.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Osterfest!

Ihr Heiner Ehlen

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