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Bremervörder Zeitung vom 30.11.2012

Politik-Schau am Klappstau

Wissenschaftsministerin Johanna Wanka besichtigt historische Wehranlagen im Oste-Hamme-Kanal

Von Frauke Siems

Spreckens. Über „ländliche Kultur beiderseits der Oste“ hat sich die niedersächsische Ministerin für Wissenschaften und Kultur, Professor Dr. Johanna Wanka (CDU), am Mittwoch bei ihrem Besuch in Bremervörde und Augustendorf informiert. In Spreckens besichtigten Wanka und eine Delegation von Christdemokraten eine für den denkmalgeschützten Oste-Hamme-Kanal typische Klappstauwehranlage.
Vor Ort erläuterte Diplom-Ingenieur Wilhelm Meyer, Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes Obere Oste, was es mit dem Bauwerk und seiner Historie auf sich hat. Demnach wurden Klappstauwerke errichtet, um den Kanal „schiffbar“ zu machen: Die Moorbauern brachten ihren Torf in Kähnen zum Verkauf nach Bremen und Hamburg. Auf dem letzten Kilometer vom Hochmoor in die Geest zur Oste waren auf dem Kanal fünf bis sechs Meter Höhe zu überwinden. Die Lösung des Problems erfand Moorkommissar Claus Witte 1861 mit dem Klappstauwehr: Es staut das Wasser – nomen est omen – mit einer Klappe. „Klappstaue mussten bei der Durchfahrt eines Schiffes nicht herausgeholt und danach wieder eingesetzt werden, sondern die Torfkähne konnten beidseitig über sie hinüberfahren“, erläuterte Meyer.
Was die Torfschifffahrt erheblich leichter machte, ist für den Unterhaltungsverband Obere Oste vor allem eine Kostenfrage. Der Unterhalt der Anlagen sei sehr kostspielig, erklärte Meyer. Überlegungen des Verbandes, die Anlagen durch Solgleiten zu ersetzen, sind unvereinbar mit dem niedersächsischen Denkmalschutzgesetz. Noch ist der Oste-Hamme-Kanal Landesgewässer. Dafür, dass er auf 8,3 Kilometern Länge ausgeräumt wird, zahlt der Verband jährlich rund 100.000 Euro an das Land Niedersachsen.
Inzwischen zeichnet sich eine Übertragung des Kanals auf den Unterhaltungsverband Obere Oste ab. Vorher will das Land die sieben Klappstauwerke der Strecke erneuern. Die Eichenkonstruktionen soll durch noch länger haltbares Bongossi-Holz ersetzt werden. Kostenpunkt: 100.000 Euro pro Anlage. Nach der Übernahme will der Verband die Wehre mit Hilfe von Rücklagen unterhalten.
Trotz des hohen Kostenfaktors würdigte Johanna Wanka die kanaltypischen Bauwerke als „historische Zeugnisse für die Wirtschafts- und Technikgeschichte der Region“. Der Oste-Hamme-Kanal präge das Landschaftsbild im Gnarrenburger Moor, war sich die Delegation einig. „Ohne ihn würde hier keiner wohnen.“ Das sehen auch die Männer vom Unterhaltungsverband so. „Die Frage ist, wer’s am Ende bezahlen soll“, sagte Vorstandsmitglied Klaus-Wilhelm Schlüter. Der Verbandsvorsitzende Angelus Pape zeigte sich am Ende des Ortstermins „guter Dinge, dass wir die Übernahme voreinander kriegen“.


Gegenstand der ministeriellen Betrachtung: das Klappstauwehr in Spreckens


Gruppenbild mit Dame: Johanna Wanka lässt sich von Diplom-Ingenieur Wilhelm Meyer (rechts) erklären, wie ein Klappstauwerk funktioniert. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Hans-Heinrich Ehlen (von links) sowie der Vorsitzende vom Unterhaltungsverband Obere Oste, Angelus Meyer, und Ausschussmitglied Hinrich Kackmann verfolgen Meyers Ausführungen.

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