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Kolumne für die Bremervörder Zeitung vom 29.August 2009

Kukuruz? Schön, dass wir mal drüber reden.

Frühling und Sommer sind so schön, doch wenn der Herbst nicht wär’, wär’ zwar das Auge satt, der Magen aber leer. Eine Weisheit frei nach Heiner Ehlen – und wohl nicht nur meine, denn gleichzeitig freue ich mich jedes Mal, wenn ich sehe, dass die Menschen sich in diesen Wochen nicht (immer) über Mähdrescher und anderes landwirtschaftliches Gerät auf den Straßen aufregen, sondern vielerorts gemeinsam lebendige bunte Erntedankfeste feiern. Wie vielfältig ist schließlich unsere Land(wirt)schaft, auf welch vielfältige Art und Weise sorgt sie für unsere Mittel zum Leben.
Nehmen wir als Beispiel den Mais, eine Pflanzenart aus der Familie der Süßgräser, die ursprünglich aus Mexiko stammt, und von der es sagenhafte 50 000 verschiedene Sorten weltweit gibt. In Europa wurden um 1500 die ersten Felder mit Mais in Spanien bebaut, nachdem Christoph Kolumbus die Pflanze in der Karibik entdeckt hatte. Ebenfalls mit in seinem Gepäck: Das Wort "Mays", eine Ableitung von "mahiz", dem Begriff für Mais in den südamerikanischen Sprachen. Mittlerweile wird die Pflanze längst weltweit angebaut – liegt mit ihren jährlichen Erntemengen deutlich vor Reis und Weizen. Ihre Nutzung ist dabei ganz unterschiedlich. In Entwicklungsländern wird Mais(brei) überwiegend für die menschliche Ernährung eingesetzt, die Industrienationen verwenden ihn größtenteils als Nutztierfutter und in jüngerer Zeit zudem zur Strom- und Kraftstoff-Erzeugung für den Energiemarkt. Spannend: Neben dem in Europa vielfach angebauten gelben Mais gibt es tatsächlich auch rote und blaue Sorten, außerdem hält der Mais längst auch Einzug in ganz neue Bereiche, wie beispielsweise als „essbares Besteck und Geschirr“ und als Füllmaterial in Verpackungen. Weltweit werden derzeit jährlich mehr als 750 Millionen Tonnen Mais geerntet – 71 Millionen Tonnen Ertrag entfallen davon auf Deutschland, was eine Anbaufläche von rund 2 Millionen Hektar bedeutet (etwa 13 Prozent wird dabei für den Energiemaisanbau genutzt).

Nach dem zumeist gelben Korn nun vielleicht etwas über eine nicht minder spannende süße Rübe? Hätten Sie beispielsweise gedacht, dass diese landwirtschaftliche Kulturpflanze der Familie der Fuchsschwanzgewächse angehört, und dass es erst 1747 einem Chemiker gelang, den Zuckergehalt der Runkelrübe nachzuweisen? Die Zuckerrübe entstand dann gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch Züchtung aus der Runkelrübe - dadurch konnte der Zuckergehalt von anfänglich 8 Prozent immer weiter gesteigert werden, heutige Zuckerrüben erreichen einen Zuckergehalt von bis zu 20 Prozent. Der überwiegende Teil des weltweit produzierten Zuckers wird mittlerweile aus Rübenzucker produziert - in den 1960er Jahren war noch zu bei rund 60 Prozent der Rohrzucker das Maß aller Dinge. Eine interessante Entwicklung: Vor 200 Jahren waren wir alle „Leckermäulchen“ ausschließlich aus Zucker aus den Kolonien angewiesen, heutzutage können wir uns mit der von heimischen Forschern gezüchteten Pflanze, der Zuckerrübe, selbst versorgen.

Ist es nicht wirklich ein bisschen schade, dass wir (Deutschen) bei Tisch zumeist höflich den Mund halten, obwohl das Essen selbst bester Gesprächsstoff ist? Vielleicht überraschen Sie in der nächsten Runde einfach einmal mit ihrem Wissen über Kukuruz? So wird Mais in Österreich auch genannt…

 

Erntefrische herzliche Grüße!
 Ihr

Hans-Heinrich Ehlen

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